Wie digital kompetent müssen wir alle 2018 sein?

Das Jahr 2018 beginnt mit meiner eigenen E-Mail-Adresse, die zu meiner eigenen Website gehört. Ich kann mich jetzt bei dem Webhoster meiner Wahl im Browser meiner Wahl einloggen und schon bin ich drin. Das musste selber eingerichtet werden. Glücklicherweise bin ich Mitglied bei Hostsharing, was eine Genossenschaft ist. Also wurde mir viel Begleitung von kompetenter Seite zuteil. Aber mit Recht und Fug wurde ich bereits darauf hingewiesen, dass es sich um eine Genossenschaft handelt und der Support denn auch ehrenamtlich ist oder entsprechend vergütet gehört. Verständlich. Ich sehe es ganz genau so.

Seit einigen Jahren helfen mir Menschen aufgrund ihrer eigenen Entscheidung, mich aus den Zwängen von Datenkraken und Konsumkreiseln zu befreien. Es gibt ein Problem:

Wie viel DAU kann eine Gemeinschaft ertragen?

Mit meiner eigenen E-Mail-Adresse bin ich noch lange nicht am Ende. Jetzt muss ich mein Smartphone von Google befreien. Bis vor wenigen Tagen dachte ich noch, dass sei der Fall, denn ich hatte mich abgemeldet, mein Konto gelöscht und nutze nur noch Apps, die bei F-Droid zu haben sind. Aber bei der Suche nach Platzfressern im Speicher stieß ich auf haufenweise Zeug von Google, das ich nicht löschen kann.

 

Wenn Sie nun denken “Wieso flasht sie das Ding nicht und rootet es dann?” haben Sie das Problem auch schon erkannt. Ich hab nämlich keine Ahnung. Meine Eltern haben mich was anderes studieren lassen und mit über 55 Jahren geht mir langsam die Lust am Experiment aus. Etliche Smartphones sind schon durch meine Hände gerutscht. Vieles hab ich kaputtausprobiert, indem ich Anleitungen aus dem Internet befolgt habe. Manchmal waren es auch nette Kollegen, die mir Anleitungen gemailt haben. Diese hatte ich nach vielem Hin und Her (ich versteh, wie gesagt, nicht alles; und Experten können ja nicht ständig mein GeDAUe verdauen, um mir mundgerechte Antworten zu geben) geschrottet.
*seufz*

Jetzt wünsche ich mir einen Anbieter, der meine Ideen aufnimmt, nachfragt, in einen Dialog tritt und schlußendlich meine Träume in die Tat umsetzt. Mit 55+ Jahren bin ich gerne bereit, dafür zu bezahlen. Aber der Händler an sich bietet einfach an, was sich verkaufen lässt, und das ist in der Regel nichts für mich. Selbst in der c’t werde ich nicht fündig, denn die ist journalistisch neutral und darum findet man da alles, aber davon habe ich bereits das Meiste abgeschrieben.

Kann ich Gutgewillte überhaupt mitspielen?

Aus der Sicht dessen, der seine Software unter der Haube lesen kann, bin ich eine Konsumentin. Mehr nicht. Was ich will ist

    • ein eigener Server,

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    • einen Messenger, der über einen eigenen Server läuft, dem ich vertrauen kann,

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    • Tools, mit denen meine Kollegen und ich interagieren können, ohne dass ich meinen Kollegen erklären muss, wie es geht,

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    • Öffentlichkeitsarbeit, die jenseits von Facebook, Google und Co. gut funktioniert.

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Aber dazu müsste ich unter die Haube der Angebote schauen können. Ich müsste Github nutzen können. Ich müsste an der Konsole arbeiten können. Ganz ehrlich: Das übersteigt meine Möglichkeiten. Darum macht mich die Rede von den Nutzern, die sich nicht informieren und doch nur das nehmen, was Microsoft und Apple ihnen verkaufen, stinken-sauer. Weiß denn der Autofahrer, wie sein Gerät funktioniert? Weiß denn der Sparer, wie ein Banker rechnet?

In meinem Alltag mit Menschen mit Behinderung erlebe ich die Segnungen der Digitalisierung. Ich will davon nicht lassen. Aber ich will weder abhängig von Datenkraken bleiben, noch zurück in die Steinzeit der Kommunikation.

Was können wir tun? Ich weiß, dass ich, um meine Träume realisieren zu können, auf die Nerds und Geeks angewiesen bin, die ihre Zeit und ihr KnowHow teilen.

Wo sind die guten Beispiele?

2017 bin ich auf Twitter (böseböseböse, aber noch bin ich auf dieses Kommunikationsmedium angewiesen) auf Maurinet gestoßen. Sie zeigen mir, dass es außer Hostsharing und uns LUKis Menschen gibt, die digital unterwegs sind mit einem christlichen Ethos. #followerpower Gibt es mehr davon?

P.S.: Ich höre Breitband, wovon ich so viel verstehe wie von der c’t-Lektüre. Aber es bildet.
Außerdem <<>>.

Dorothee Janssen

Dorothee Janssen, Gemeindereferentin im Bistum Essen. Mit folgenden Themen lass ich mich ködern: Finnland, Garten, Jazz, Museum, Musik, Science Fiction. Beruflich im Büro für Inklusion & Teilhabe. Privat zu lesen auf 793 km Rhein

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2 Kommentare zu “Wie digital kompetent müssen wir alle 2018 sein?

  1. Hallo,
    danke für Deinen Beitrag. Mir geht es genauso. Ich mit 53 und IT-Profi kämpfe mit den gleichen Problemen. Ich möchte mich auch von den Datenkraken befreien. Leider versteht mein Umfeld die Problematik nicht und ich kämpfe meist allein auf weiter Flur, da ist es mal gut zu hören, dass es noch Gleichgesinnte gibt. Sogar die Argumente von Digital Courage (https://digitalcourage.de/nichts-zu-verbergen) interessieren Viele nicht. Was soll man da noch machen? Ich habe als Messenger deltachat (http://delta.chat/de/) gewählt. Das Problem: Wenn keiner mitmacht, kann ich auch wieder meinen normalen Mail-Client nehmen. Alternativ gibt es LineageOS (https://www.lineageos.org/). Aber leider ist hier das Problem, dass man sein Handy rooten muss und seine Garantie verliert und das traue ich mich zur Zeit auch nicht. Eigentlich sollte meineserachtens hier der Gesetzgeber eingreifen und die Hersteller zwingen, dass man das Betriebssystem selber aussuchen darf. Bei PC’s kann ich ja auch wählen, ob ich Windows, Linux oder etwas anderes installiere. Abschliessend würde ich gerne noch einen guten Blog hinweisen, den ich selber abonniert habe: https://www.kuketz-blog.de/
    In der Hoffnung ein paar hilfreiche Anregungen gegeben zu haben, verbleibe ich

    Mit freundlichen Grüßen
    Horst Meyer

  2. Hi, ich finde, Du hast schon viel erreicht! Das mal als erstes.
    Wenn man eine neue Sprache lernt, kann man sich nach einer Weile ganz gut verständigen, man kommt dahin, wohin man will und bekommt im Laden das, was man auch kaufen möchte.

    Der Frust kommt meistens dann, wenn man versucht, in der fremden Sprache die eigenen Gefühle mitzuteilen. Dann merkt man: ich kann noch nicht genug, ich habe zu wenig Verständnis, zu geringen Wortschatz usw.
    Genau diesen “Frust” lese ich aus Deinem Beitrag. Dennoch: Du hast bereits einen Fuß schon drin in der Tür – und das ist viel.

    Nee, ich glaube nicht, dass Du Dich auf GitHub auskennen musst, um digitale Freiheit zu erleben. Du hinterfragst und bedauerst, dass es digitale Zäune gibt, die Du momentan mit Deinem Wissensstand nicht überwinden oder umgehen kannst. Klar, das ist ärgerlich. Mündigkeit beginnt aber genau da: ich sehe die Zäune und nehme sie als das wahr, was sie in Wirklichkeit sind: kleine digitale Gefängnisse und Spielwiesen für Manipulation durch die, die sie errichtet haben (bzw. sie anbieten).

    Wie in einer fremden Sprache, die mir nicht zufliegt, sondern die ich mir in ihrer Feinheit und Schönheit zu eigen machen muss, ist das Erlernen und Erobern Digitaler Freitheit mühsam. Ja, Arbeit.
    Mein Vorschlag: mach doch von den Dingen, die Du oben als Deine Anliegen beschreibst, eine Prioritätenliste. Geh das an, was Dir am wichtigsten ist und such Dir dafür einen (oder mehrere) Verbündete und versuch das umzusetzen.
    Schritt für Schritt.
    Und dann wieder was Neues lernen und umsetzen.
    Das schaffst Du!

    LG Uli

    P.S. Zu LineageOS auf meinem Handy habe ich hier einen Beitrag geschrieben: http://n1q.de/9

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