Als wir das LUKi-Jubiläum vorbereiteten, wurde schnell klar, dass mindestens zwei der aktiven Mitglieder nicht körperlich beim Treffen anwesend sein konnten. Um die beiden und Außenstehende an unserem Treffen und unseren Themen einbinden zu können musste eine Lösung her. Die ad-hoc-Lösung des letzten Jahres (über einen Videos-Streamingdienst mit einem unterirdischen Upload) war völlig unbefriedigend und zu dem nicht OpenSource. Unser Blick fiel dank Theo schnell auf OpenMeetings (das gerade dabei ist ein Apache Projekt zu werden), welches besonders für Vorträge und Webinare geeignet schien, da es direkt einen Chat und ein Whiteboard mitbrachte.
Nach kurzer Einarbeitung in die Doku und die Systemvoraussetzungen war klar, dass die Installation und der Betrieb für uns realisierbar war. OpenMeetings benötigt zwar einen speziellen Streaming-Server (Red5) und verwendet damit nicht den typischen LAMP-Stack, aber ein zumindest für die Zeit des LUKi-Treffens gesponsorter vServer war schnell gefunden.
Die Installation gestaltete sich nicht ganz trivial. Ein fertiges Paket für das Ubuntu auf dem vServer gab es nicht, sodass die Installation händisch erfolgen musste. Glücklicherweise gibt es ein sehr gutes Installations-Tutorial, das wirklich kleinschrittig die komplette Installation erklärt und jeden einzugebenden Befehl abdruckt. Wer nur mal schnell testen möchte, kann sich auch eine LiveCD (mit Ubuntu 12.04 mit erfolgter OpenMeetings-Installation) herunterladen, die sich wohl auch installieren lässt.
Die Abhängigkeiten waren dank Paketlisten schnell erfüllt und auch einige andere Vorbereitungen waren zügig erledigt. Ein Stolperstein ist die vorausgesetzte Oracle-JDK6, die nicht mehr in den offiziellen Paketquellen zu finden ist. Wer mag, findet aber in den ppa Lösungen für dieses Problem finden, ansonsten listet das Tutorial alles Nötige zur manuellen Installation auf. Danach ist für die Installation und Konfiguration des Streaming-Servers Red5 und von OpenMeetings ein bisschen (unkomplizierte) Handarbeit nötig, an deren Ende der Start von Red5 steht. Danach braucht OpenMeetings noch ein bisschen Konfiguration über sein Webinterface.
Sind diese Hürden genommen, steht der Nutzung nichts mehr im Wege.
Erfahrungen
Unsere Version hatte Probleme mit dem nachträglichen Speichern von Einstellungen. So konnte für einen neuen Konferenzraum nur beim Erstellen Einladungen verteilt werden, alle nachträglichen Einladungen blieben erfolglos. Auch die Bearbeitung von Räumen (Zuteilung zu einer Gruppe, Typänderung, Moderationsänderung,…) in der Adminoberfläche hatte keine Auswirkungen. So haben wir erst spät herausgefunden, wie man Gruppenräume anlegen kann (nur Mitglieder einer bestimmten Gruppe, oder mehrerer Gruppen können den Raum im Reiter “Gruppenräume” sehen und betreten). Das Geheimnis war einfach die Erstellung im Adminbereich mit direkter Zuweisung der Gruppe, statt über die Terminfunktion. Auch die Mailfunktion konnten wir leider nicht zum Laufen bringen (was aber vielleicht am selben Problem liegt, da bei der Installation kein Mailserver eingetragen wurde).
Letztlich sind das aber Kleinigkeiten, wenn man dem gegenüber den riesigen Nutzen dieses Stücks Software sieht. Allein die Möglichkeit die Präsentation bei einem Vortrag auf das Whiteboard legen zu können und damit nicht unnötig Kapazitäten für hohe Webcamauflösungen zu vergeuden ist Gold wert (für das passende Umblättern muss dann natürlich ein Moderator sorgen). OpenMeetings kann korrekt konfiguriert mit PDF und ODP umgehen. Nebenbei kann man auf den Folien nach herzenzlust herummalen, -schreiben und seine Kunstwerke wieder löschen. Normalen Benutzern kann ein Moderator ebenfalls Schreibrechte für das Whiteboard geben, im Normalfall haben sie nur die Möglichkeit mit einem Klick einen Punkt auf dem Whiteboard für alle sichtbar zu markieren. Zusammen mit dem unmoderierten Chat sind so gezielte Nachfragen möglich. Neben dem Whiteboard ist es über ein Java-Applet möglich seinen Bildschirm zu teilen und so Live-Demonstrationen vorzuführen.
Aber OpenMeetings kann nicht nur Vorträge verbreiten, sondern ist auch für Videokonferenzen a la Google Hangout und Webinare gerüstet. Die granulare Rechtevergabe während der Sitzung durch die Moderatoren (Raumgründer, Admins und zu Moderatoren erklärte Nutzer) ermöglicht es, flexibel auf Unterrichtssituationen zu reagieren. Durch das für Konferenzen implementierte Mehrbenutzerstreaming von Ton und Bild ist auch Teamteaching u.ä. denkbar.
Im Produktiveinsatz ist uns aufgefallen, dass das Teilen des Bildschirms bei vielen Zuschauen sehr langsam werden kann (zugegeben, wir hingen zu sechst an der selben DSL-Leitung). Auch die unterschiedlichen Implementationen von Flash verhielten sich je nach Konfiguration und Browser unterschiedlich kooperativ. Ein Schwachpunkt ist der Rechner, über den der Vortragsstream eingespeist wird, ist er zu langsam, kann es zu Abbrüchen von Ton und Bild kommen. Ein ebenfalls leicht zu behebendes Problem stellen mehrere offene Mikrofone in einem Raum dar, da es mit ihnen schnell zu unerwünschten Echos (oder gar Rückkopplungen) kommt.
Fazit
OpenMeetings ist ein geniales Tool für Webinare, Onlinekonferenzen und -Vorträge, das leider (noch?) für Flash programmiert ist. Die Macken und systembedingten Probleme sind, sobald man sie kennt, ohne große Bedeutung, da sie leicht umgangen werden können. Die Rumzickerei von einigen Flashinstallationen nervt trotzdem. Sehr gut für den Praxiseinsatz eignet sich die Gruppenfunktionalität und die einfach gehaltene Bedienung.
Hallo Wolfgang,
vielen Dank für diesen zeitnahen Bericht. Ich habe am Wochenende mit Andreas Bergmann telefoniert, der ganz begeistert und auch dankbar war, auf diese Weise ganz nah am Geschehen mit dran zu sein.
Ich fand’s klasse, wie Du Dich mit Georg reingehängt hast, um alles ans Laufen zu kriegen.
Es hat sich gelohnt!
Hallo Wolfgang,
hallo Uli,
der OpenMeetings-Server ist wirklich nett. Dank einem Headless-LibreOffice im Hintergrund laden auch fast beliebige Dokumente auf das Whiteboard, das habe ich jetzt ausprobiert und das ist prima.
Wie schon beim LUKI-Treffen besprochen, werden wir den OM-Server aufrecht erhalten, so dass er von LUKI auch immer wieder benutzt werden kann… Da können wir ja überegen, was wir damit machen wollen.
liebe Grüße
Georg