Es ist eine illustre Gesellschaft, die sich am Abend des 20. September 2024 auf Schloss Herborn versammelt
Nach und nach gewährt man an der Pforte Einlass:
- Einem konsequenten Softwareentwickler, der die Firma verlässt, weil man von FOSS in die Abhängigkeit von MS wechselt
- Einem Pfarrer, der zusammen mit Pfarramtssekretärinnen fit im Umgang mit dynamischen Tabellen via Grist ist
- Einem kirchlichen “Datenschützer”, der bohrende Fragen stellt
- Dem Vorsitzenden des Luki e.V., der seine Brötchen in der Digitalabteilung einer der größten Handelsketten verdient (deren Name nicht genannt werden darf 😉
- Einem Studenten, der den Geheimtipp der Location einbrachte und Matrix-Bots im Schloss spuken lässt
- Einem Entwickler der an freier Software arbeitet und den digital souveränen Messenger Synod.IM in die Android Apps Stores bringt
- Einem Experten für digitale Haustechniik, der faires digitales Geld anzubieten hat
- Einem Pfarrer der Selbständigen Lutherischen Kirche, der noch mit DOS im afrikanischen Botswana die Bibel übersetzten half
- Einem Softwarentwickler, der in einer Genossenschaft nachhaltiges diigitales Wirtschaften praktiziert
- Einem passionierten Radler, der auf eBook-Readern Linux und auch bei Sonne blendfrei nutzbare freie digitale Karten zum Laufen bringt
- Einem katholischen Priester, der die Truppe geistlich zu begleiten vermag und LATEX Experte ist
- Einem, der sich in Sachen digitale Barrierefreiheit engagiert
- Und einer Forscherin, die sich den Herausforderungen der Energiewende stellt
Was ist die erste Frage der Gruppe nach Betreten des Schlosses? Wo ist das Bier für den Abend?
Nein! Die erste Feststellung lautet:
VPN und ssh werden im Schloss-W-LAN geblockt.
Werden sich die Leute für das Wochenende hinter ihren Bildschirmen verkriechen? Weit gefehlt!
Am Samstag Vormittag geht’s hinunter in die Stadt. Bei der interessanten Führung erfahren sie u.a., wie sich Herborn in den Machtkämpfen der vergangenen Jahrhunderte um das Städtchen herum zu behaupten und davon zu profitieren vermag. Der Philosoph, Pädagoge und evangelischer Theologe Comenius studierte hier Theologie an der calvinistischen Hohen Schule. Eine Mikwe ist heute noch Zeugnis einer einst relativ starken jüdische Gemeinde. Und am sog. Hochzeitshaus beschreibt die Stadtführerin wie der Hausbesitzer und eine Journalistin bei einer Bierlaune beschlossen eine Geschichte, so eine Art Fakenews, zu erfinden, die viele Jahre geglaubt wird und es zu einer Attraktion für Touristen machen sollte.
Aber dann geht es tatsächlich zur Sache. In Form eines Barcamps folgt Session auf Session
- GNU Taler, /e/OS, AdminForge (Jürgen Beger)
- Millieustudien, KirchenApp, Verwaltungsreform EKHN und quo vadis digitales in Ortsgemeinden, O365 (Philipp Ruess)
- Matrix Bots (natrumaer)
- Neues aus der Welt der Messenger: Delta Chat, Element X und Matrix News, Passkeys (Peter Hormanns und Christoph Settgast)
Am Abend die obligatorische Vereinsversammlung. Das Finanzamt hatte Hausaufgaben zu Konkretisierung der Satzung gegeben, die alle abgearbeitet worden sind. Die Kassenprüfer empfohlen die Entlastung des Vorstands, die auch erfolgte. Und der alte ist auch der neue Vereinsvorstand.
Danach wurde noch lange gefachsimpelt und die Idee entwickelt, eine digitale Spielwiese einzurichten auf der Anwendungen und Dienste installiert und von Interessenten auf ihre Praxistauglichkeit geprüft werden können.
Aber auch die kritische Frage tauchte auf: Weshalb wird der Luki von kirchlicher IT nicht so recht ernst genommen, obwohl er so erfolgreiche Projekte betreibt, wie z.B. LibreChurch?
Literaturtipps aus Vorträgen, Diskussionen und Gesprächen
- David Graeber: Schulden – Die ersten 5000 Jahre
- Rob Hopkins: Energiewende – Das Handbuch
- Holger Bonus: Das Selbstverständnis moderner Genossenschaften
- Annette Kehnel: Wir konnten auch anders
Linktipps
* https://element.io/de/matrix-in-deutschland
* https://datenspuren.de/2024/taler/index.html
* https://www.getgrist.com/
* https://servicespace.org/
* https://www.erzbistum-koeln.de/presse_und_medien/internet/administration/service-und-support/index.html
Am Sonntag Vormittag kam die Gewissensfrage für Christen: Arbeiten oder Ruhen? Software oder geistliche Erbauung?
Es wäre nicht der Luki e.V. und die Menschen darin, wenn sie nicht auch den Grund ihrer Überzeugung und einander im Leben stärken würden.
Die nahegelegene (recht große) evangelische Kirche war geöffnet. Es war kein Gottesdienst geplant. So gab es Raum für ein freies geistliches und sehr tiefes und stärkendes Miteinander.
Ich glaub’, das Luki Wochenende ist, wenn Software, Technik, Menschen und heiliger Geist zusammenkommen.
Ja, die Mischung des Ganzen macht es einfach aus. Nun ist das Treffen schon ein “paar Tage” her. Wenn ich den Text lese, sind sofort die Mundwinkel oben!
Vielleicht wird luki.org auch in diesem Jahr auf dem ev. Kirchentag in Hannover vertreten sein. Hoffentlich habe ich jetzt nicht zu viel verraten :-).
Bestimmt nicht! Danke für dieses schöne Wochenende in Herborn!