Android-Sync ohne Google – mit OpenSource

Die Mailkomponente von Tine 2.0
Tine 2.0
Tine 2.0

Nicht jeder mag alle seine Daten mit Google teilen. Vor allem dann nicht, wenn es eigentlich Daten von anderen Menschen sind, wie z.B. Adressdaten und Geburtsdaten. Mit einem Android-Smartphone ist aber der Sync mit Google die bequemste Lösung seine Daten zu sichern und sie online vorzuhalten. Zum Glück ist der Googlesync aber nicht die einzige Möglichkeit.

Durch die Implementation von ActiveSync in Android sind die Smartphones fähig, sich mit Exchange-Servern zu verbinden. Glücklicherweise ist MS Exchange nicht die einzige Groupware, die mit ActiveSync umgehen kann. Diverse OpenSource-Gruopwares können das mittlerweile, allerdings ist der Betrieb von solchen Groupwares meist mit einem hohen finanziellen Aufwand verbunden, oder evtl. erforderliche Zusatzkomponenten verursachen Lizenzgebühren.

Einen etwas anderen Weg beschreitet die Groupware Tine 2.0.  Sie ist komplett in PHP und JavaScript geschrieben, braucht somit nur ein wenig Webspace und eine Datenbank und steht komplett – inklusive aller Komponenten –  unter freien Lizenzen.

Die Installation gestaltet sich meist recht einfach, auf vielen Webservern sind die erforderlichen PHP- und Apache-Module installiert und passend konfiguriert. Wenn nicht, hilft meistens eine angepasste php.ini im Tine20-Verzeichnis weiter. Um ActiveSync zu aktivieren braucht Tine noch eine Weiterleitung der Clients, die in der .htaccess im Tine20-Verzeichnis angelegt wird:

RewriteEngine on
RewriteRule Microsoft-Server-ActiveSync(.*) index.php$1  \\
[E=ACTIVESYNC:true,E=REMOTE_USER:%{HTTP:Authorization}]

Sollte man die Möglichkeit haben, auf ein SSL-Zertifikat zugreifen zu können, kann man hier auch direkt die generelle Weiterleitung von http auf https veranlassen:

RewriteCond %{SERVER_PORT}     !^443$
RewriteRule (.*)  https://%{SERVER_NAME}%{REQUEST_URI} [R=301,L]

Danach gilt es nur noch Benutzer anzulegen und den ersten Testlauf zu starten. Für den Sync mit dem Telefon braucht man folgende Daten: Benutzername (genau so wie in Tine eingetragen, ohne Server etc.), Passwort, Server (die Sub/Domain, wo Tine liegt), Domain (kann frei bleiben), evtl. noch die Mailadresse.

Bei meinem HTC Wildfire ist die Konfiguration des Kontos unter Einstellungen -> Konten und Synchronisation -> Exchange ActiveSync zu finden. Alternativ gibt es die Möglichkeit andere Apps mit dem Sync zu betrauen. So kann etwa RoadSync mit Tine wunderbar umgehen und ist für diverse Handys (auch Symbian) erhältlich.

Das schöne ist, dass die neue und geänderte Termine und Kontakte vom Handy direkt per Push an den Tine20-Server gehen und auf dem gleichen Weg die Mails von Tine ans Handy versendet werden. Tine taugt übrigens mit seinem integrierten Felamimail auch als “Mailprogramm” für mehrere E-Mailkonten und ist damit ein Quasi-Outlook-Ersatz im Netz. Bei all der Lobhudelei muss ich wenigstens noch eine negative Seite von Tine nennen. Die Entwickler sehen Tine20 als Schaltzentrale an und ActiveSync als einziges Mittel zum Sync, sodass die ical/CalDav-Unterstützung wohl noch ein wenig dauern wird. Immerhin gibt es mit Thundertine eine Erweiterung für Thunderbird, die den Datentausch ermöglichen soll.

Wenn man den Weg mit Android-Bordmitteln geht, kann man mit dem App EboBirthday darüber hinaus aus den gesyncten Kontakten die Geburts- und Jahrestagsdaten herausziehen und als Einträge im Kalender speichern lassen. Damit der Kalender Geburtstage in einer anderen Farbe darstellt, wählt man einfach den in der Regel nicht verwendeten PC Sync-Kalender. Will man zusätzlich in einer anderen Farbe Feiertage darstellen, sollte man sich überlegen wenigstens das über ein Googlekonto zu machen, denn das sind nun wirklich keine sensiblen Daten. Dabei geht natürlich der Charme des komplett google-losen Androids verloren (auch wenn sich damit nicht einmal auf den Market zugreifen lässt).

PS: Im Übrigen funktioniert Tine 2.0 auch hervorragend mit iPhones und alles anderen ActiveSync-fähigen Endgeräten.

Die Mailkomponente von Tine 2.0
Die Mailkomponente von Tine 2.0
Android mit Tine20
Kalender: Android und Tine 2.0

 

 

 

 

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Wolfgang Loest

Vikar in der lippischen Kirchengemeinde Wöbbel, LUKi-Mitglied seit Oktober 2009, Projektleiter der Offenen Bibel, SocialMedia-Addict, seit 2001 in der Unix/Linux-Welt unterwegs, bloggt unter http://erloest.wordpress.com

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5 Kommentare zu “Android-Sync ohne Google – mit OpenSource

  1. Um die LUKi-Webseite nicht nur mit Androidkram zuzuklatschen, habe ich den Nachfolgeartikel auf meinem eigenen Blog veröffentlicht. Da geht es dann darum, wie man seine Adress- und Kalenderdaten aus Google exportiert und in Tine 2.0 einpflegt.
    Interessant ist evtl. auch, dass LUKi e.V.-Mitglieder auf die LUKi-eigene Tine 2.0-Installation zugreifen dürfen. 😉

  2. hallo wolfgang,

    schöner artikel. dürfen wir den link in unserem wiki verwenden? howtos sind immer gut …. 🙂

    viele grüße,
    philipp

  3. Hallo Philipp,

    klar doch, ich freue mich, wenn ich wenigstens so zum Projekt beitragen kann. Vielen Dank für dieses tolle Stück Software (und dafür, dass ihr es opensourced habt)!!
    Viele Grüße, Wolfgang

  4. Hey,
    ich hab Activesync am laufen gehat also wenn ich http://meinedomain/Microsoft-Server-ActiveSync, Benutzername und Passwort eingegeben habe kam “It works!” also das ging. Jetzt habe ich aber ein SSL Zertifikat zwar funktioniert die Umleitung von http:// auf https:// aber leider komme ich nicht auf https://meinedomain/Microsoft-Server-ActiveSync es geht einfach nicht. Sprich Activesync geht nicht.
    Wäre cool wenn mir einer helfen würde.

    Beste Grüße
    Benedikt

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