Mittlerweile stehen Nutzern, die Ihre Kalender- und Kontaktdaten nicht bei den großen Konzernen ablegen möchten, zum Glück eine Reihe von Möglichkeiten offen, diese Daten selbst zu hosten. Wem die Funktionsvielfalt von owncloud (das hier auf den Seiten bereits Thema war) oder Tine 2.0 als Sync-Server zu ausufernd ist, kann auch zu einer schlankeren Lösung greifen: Baïkal ist eine Anwendung, die nur CalDAV- und CardDAV-Server-Dienste bereitstellt – und sonst nichts. Der Vorteil von Baïkal ist obendrein, dass die Anforderungen bescheiden sind. Es lässt sich auf nahezu jedem php-fähigen Webspace installieren. Allerdings wird mindestens php-Version 5.3.1 oder neuer benötigt, was aber bei den meisten Hostern mittlerweile laufen sollte. Dazu kann Baïkal zwar mit MySQL-Datenbanken zusammenarbeiten. Falls aber das eigene Hostingpaket MySQL nicht beinhaltet, nutzt die Software einfach eine SQLite-Datenbank, die im Webspace abgelegt wird.
Baïkal-Installation: (noch) nicht ohne Hürden
Um Baïkal auf dem eigenen Webspace zu installieren, legt man einen Unterordner (z.B. http://meine-domain.de/baikal) oder eine Subdomain an (z.B. http://baikal.meine-domain.de) und besorgt sich von http://baikal-server.com/ am besten das sog. “Flat-Package” als ZIP-Datei und schiebt die entpackten Daten (knapp 10 MB groß) mittels FTP ins Netz. Wenn man nun die Webadresse der Installation mit einem angehängten “/admin” aufruft, sollten eigentlich die ersten Konfigurationsschritte anlaufen.
Bei mir klappte dies allerdings nicht auf Anhieb. Baïkal benötigt nämlich Schreibzugriff (755 bzw. 777) auf den Unterordner “Specific”, was ich händisch per FTP erledigen musste. In diesem Ordner wird bei Bedarf die SQLite-Datenbank angelegt, ohne die nichts geht. Danach bemängelte die Konfigurationsroutine mit einer etwas kryptischen Meldung, dass keine .htaccess-Datei vorhanden sei. Auch diese habe ich dann (leer!) händisch auf meinem Webspace anlegen müssen. Vielleicht ist diese etwas “holprige” Installation auch dem noch frühen Entwicklungsstatus von Baïkal geschuldet – installiert habe ich Version 0.2.7.
Nach diesen zwei Handgriffen lief die Konfiguration und Inbetriebnahme der Software aber problemlos durch und es können über das Admin-Interface Benutzer und zu jedem Nutzer zugehörige Kalender und Adressbücher hinzugefügt werden.
Legt man einen neuen Benutzer an, wird standardmäßig dem Benutzer ein Adressbuch und ein Kalender namens “default” zugeordnet. Will man andere Namen, so muss man diese beiden vom System gesetzten Ressourcen löschen und entsprechend eigene erstellen.
Kleine Einschränkungen
Leider beherrscht die Software noch nicht die Freigabe eines Kalenders an andere Benutzer, somit sind die Benutzungsmöglichkeiten im Team oder in der Familie eventuell noch eingeschränkt. Vielleicht liefert dies das rührige Entwicklerteam um Jerome Schneider ja demnächst noch nach.
Übrigens ist das Webinterface von Baïkal wirklich nur für den Admin und seine Aufgaben da: als Benutzer kann man sich nicht registrieren, einloggen und im Web seinen Kalender oder sein Adressbuch bearbeiten. Wer einen Account haben möchte, muss sich an den Admin wenden. Wer seinen Kalender im Web bearbeiten möchte, muss sich eine entsprechende Webkalenderlösung installieren.
Und so ist es nur logisch, dass das Admin-Interface unter dem Menupunkt “Settings” anbietet, das Webinterface komplett zu deaktivieren. Wenn man weiß, dass man Baïkal nur für sich selbst nutzt, ist das eventuell sogar ein Sicherheitsplus.
Baïkal funktioniert betriebssystemübergreifend mit allen Geräten, die mit CalDAV und CardDAV umgehen können. Hier ein Screenshot mit einem Termin von meinem Smartphone:
Und hier der gleiche Termin in “Lightning”, der Kalendererweiterung für den Mailclient Thunderbird:
Das Syncen funktioniert geräteübergreifend sehr gut, und läuft stabil und schnell, soweit ich sehen kann. Ich freue mich immer über jede Lösung, die die eigene Datenhohheit ermöglicht, ohne die Vorteile aufzugeben, die eine geräteübergreifende Synchronisation mit sich bringt.
Wer von den LUKis Baïkal testen möchte, ist herzlich dazu eingeladen.
Ich nutze Baikal ebenfalls seit ca. einen Jahr und bin sehr zufrieden. Ein kleines Programm, das macht, was es soll: Kalender und Adressen synchronisieren. Bisher läuft es ohne Probleme. Die Einrichtung (gerade die Einstellungen an den Rechnern/smartphones) war aber manchmal etwas holprig. Liegt aber eher an den Geräten/Betriebssytemen, als an Baikal.
Nützlicher Artikel über die Kalender-Synchronisation in der eigenen, privaten Cloud:
“Raspberry Pi als Sync-Server nutzen”
http://www.tecchannel.de/server/cloud_computing/2073712/fuer_profis_raspberry_pi_als_sync_server_nutzen/
Hallo,
ist das ein Screenshot eines IPhones oder haben sie das unter Android zum laufen gebracht?
mfg
Jasper
Hallo,
der Smartphone-Screenshot wurde mit einem Google-Nexus Smartphone gemacht und zeigt die Tagesansicht von Digical, einer Android-App zur Terminverwaltung. Als CalDav-Anwendung kann ein Baikal Server natürlich auch ein iPhone mit Terminen versorgen.
Inzwischen betreibe ich meinen Baïkal-Server seit 6 Jahren. Plötzlich konnte ich mich nicht mehr in den Admin-Bereich einloggen. Stattdessen kam eine Fehlermeldung… die Lösung hier:
https://berens.net/2020/01/baikal-server-kein-admin-login-mehr-moeglich/
Gruß,
Uli