Um unter Linux Notizen wie Zitate, Links, kleine Textschnipsel, Ideen oder selten benutzte Zugänge zu Shoppingwebseiten zu verwalten, gibt es eine ganze Reihe von Programmen, die sich dafür anbieten und einen mehr oder weniger dabei unterstützen, den eigenen Notizen eine sinnvolle Struktur zu geben. Natürlich ist es niemals zwingend, dafür ein Notizprogramm zu benutzen. Nichts spricht dagegen, für die eigene Notizverwaltung das Officeprogramm zu nutzen, das man sowieso jedesmal startet, oder sich sogar irgendeine datenbankgestützte Lösung zu schaffen. In der Regel dürfte das jedoch zuviel Aufwand sein. Und warum immer gleich den Office-Boliden starten, wenn es ein kleines Tool auch tut?
In loser Folge möchte ich einige Lösungen zur Verwaltung von Notizen unter Linux vorstellen. Denn Anfang macht heute das Notiz-Tool Keepnote.
Keepnote
KeepNote nimmt Notizen, ToDo-Listen, Tagebucheinträge, Artikelentwürfe usw. in einer einfachen Notizbuchhierarchie auf – inklusive Rich-Text-Formatierung, Bildern und mehr. Mittels Volltextsuche kann man jede Notiz für spätere Bezüge auffinden.
Bedienung
Die gesamte Aufteilung des Programmfensters ähnelt der, wie wir sie auch vom Mailprogramm Thunderbird her kennen, und erschließt sich somit recht intuitiv.
Durch diese schon „klassisch“ zu nennende Aufteilung ist das Programm einfach zu bedienen: links befinden sich in einer hierarchisch angelegten Baumansicht die Notizbücher mit unterschiedlichen Unterordnern, in denen Dokumente oder wiederum Unterordner abgelegt sind bzw. neu erstellt werden können. Auch Symbole für Ordner können frei vergeben und nach Gusto eingefärbt werden.
Rechts wird im oberen Fenster in einer Listenansicht Struktur und Inhalt des aktuellen Ordners angezeigt, was besonders bei umfangreichen Sammlungen hilfreich ist, wenn der Ordnerbaum links der Übersichtlichkeit wegen eingeklappt ist. In dieser Listenansicht kann ich meine Notizen einfach durch Klick auf eine Spaltenübersicht sortieren, etwa nach Titel oder Erstellungszeit.
Darunter befindet sich der Viewer und Editor für die Inhalte, in dem ich einfache Formatierungen vornehmen kann. Mehrere Notizbücher eines Baumes lassen sich übrigens in einer “Tab-Ansicht” gleichzeitig öffnen, so dass zwischen den einzelnen Büchern leicht hin- und hergesprungen werden kann.
Keepnote unterstützt Verbindungen bzw. Links zwischen einzelnen Notizen in einem Notizbuch. Man startet einfach einen Link mit Strg + L oder durch Klick auf die Link-Taste und beginnt, den Namen einer Notiz einzugeben: Eine Auto-Vervollständigen-Dropdown-Liste erscheint für die Auswahl der gewünschten Notiz.
Keepnote kann eine beliebige Datei als “Anlage” mit dem Notizbuch speichern. Um eine Datei hinzuzufügen, verwendet man den Menüpunkt Bearbeiten> Datei anhängen. Unter Linux kann man eine Datei durch Ziehen und Ablegen auf die Baumansicht oder Listenansicht als Anlage einer Notiz hinzufügen, was ich recht praktisch finde.
Es gibt eine Toolbar für Schnellformatierungen. Eine Kürzelverwaltung hilft, immer wiederkehrende Textelemente wie z.B. das aktuelle Datum einzufügen. Außerdem erlaubt das Programm, Hilfsprogramme festzulegen, hier kann ich z.B. ein Programm zum Internetbrowsen, zur Grafikbearbeitung oder einen Dateimanager meiner Wahl festlegen. Eine Rechtschreibprüfung ist ebenfalls vorhanden und sehr praktisch ist auch, dass Notizbücher standardmäßig alle 10 Sekunden automatisch gespeichert werden – das Intervall kann man natürlich anpassen.
Kleinere Ungereimtheiten
Etwas Spielraum nach oben für die Weiterentwicklung des Programms ist noch vorhanden. So kann ich zwar in den Einstellungen unter „Language“ die Sprache auf Deutsch setzen. Auswirkungen hat dies jedoch unter Linux nur auf die implementierte Rechtschreibprüfung, nicht auf das Userinterface (was man erwarten würde), welches leider nur in Englisch verfügbar ist. Das stört mich selbst zwar nicht weiter, mag aber vielleicht doch den ein oder anderen von der dauerhaften Benutzung dieses Programms abhalten.
Manche Dinge sind zudem noch recht umständlich gelöst. So kann ich zwar Bilder in meine Dokumente einfügen, diese sind aber nicht einfach, wie von der Textverarbeitung gewohnt, mittels „anfassbarer“ Ecken mit der Maus skalierbar, sondern müssen über einen umständlichen Dialog verkleinert werden. Auch benötigt man eine Weile, bis man sich in der täglichen Benutzung die vielen vordefinierten Textkürzel für das Einfügen des Datums gemerkt hat.
Plattformübergreifend und cloudtauglich
KeepNote kommt aus dem universitären Umfeld (MIT), und ist in Python und PyGTK plattformübergreifend programmiert. Es speichert alle Notizen in simplen und einfach zu bearbeitenden und zu exportierenden Dateiformaten: Alle Notizen werden in UTF-8 HTML-Dateien gespeichert und sogar in normale Ordner im Dateisystem eingebettet. Das ist für mich ein großer Vorteil des Programms, denn ich kann meine Notizen – sauber verlinkt – auch einfach mit meinem Web-Browser lesen bzw. an andere weitergeben, die Keepnote nicht nutzen, aber einen Browser installiert haben. Außerdem legt Keepnote einen Index für die Notizbücher an, der in SQLite gespeichert wird und das Navigieren in umfangreichen Notiz-Sammlungen beschleunigen soll.
Das Programm liegt für Linux, MacOS und Windows vor, was besonders Leuten zu Gute kommt, die am Rechner in unterschiedlichen Systemwelten unterwegs sind (oder sein müssen).
Da man in den Einstellungen definieren kann, wo der Speicherort für die eigenen Notizbücher („notebooks“) sein soll, kann man ohne weiteres den eigenen Dropbox– oder Owncloud-Ordner als Speicherort angeben, und somit auf die Notizen auch von anderen PC und/oder Betriebssystemen aus zugreifen.
Durch die hierarchische Struktur eignet sich Keepnote gut für das Anlegen von strukturierten Informationen, z.B. für Anleitungen, Handbücher und Dokumentationen. Ob einem dieses Programm liegt, kann man nur durch Ausprobieren herausfinden. Keepnote ist unter Linux Bestandteil der gängigen Distributionen.
Mehr Infos unter: http://keepnote.org
Im nächsten Artikel stelle ich die App Springseed vor.