Notizen verwalten unter Linux – Teil 2: Springseed

Springseed ist eine stylische Notiz-App für Linux, die mit einer vollständigen Markdown-Sprachunterstützung glänzen kann und über eine so einfache wie moderne Benutzeroberfläche verfügt, die den Fokus auf das Wesentliche des kleinen Programms lenkt: Notizen verfassen. Springseed erschien als neues Projekt Ende 2012. Der jetzt 17-jährige Entwickler Michael Harker und sein Co-Entwickler Jono Cooper brachten nun Version 2.0 von Springseed heraus, die sich durch die umgestaltete Programmoberfläche deutlich positiv von den Vorversionen abhebt. Die Open-Source-Anwendung ist derzeit nur auf Linux-Distributionen, die .deb-Pakete unterstützen, verfügbar und hat noch nicht den Weg in die offiziellen Paketquellen gefunden. Die Pakete für die 32- und 64bit-Versionen muss man sich direkt von der Homepage des Projekts herunterladen.

Feature-Highlights

Springseed verwendet wie gesagt eine minimalistische Benutzeroberfläche für das Schreiben, Speichern und Kategorisieren von Inhalten. Die App nimmt persönliche Notizen, Tagebucheinträge, Code-Snippets und alle anderen einfachen Texte auf. Formatieren bzw. strukturieren kann ich die Texte via Markdown. Die Markdown-Sprache, entwickelt 2004, stellt einfache Codes im Klartext zur Verfügung, mit denen Text ausgezeichnet und so eben strukturiert werden kann.

In Springseed kann man leicht Notizen zwischen Computern synchronisieren. Dazu hat Springseed eine automatische Synchronisierungsfunktion mit Dropbox eingebaut. Dazu klickt man einfach auf das kleine Zahnrad links am unteren Rand des App-Fensters. Sobald man dort das eigene Dropbox-Konto-Passwort hinzufügt wird ein Springseed-Ordner im Unterordner /Apps der Dropbox installiert und man kann seine Notizen auf mehreren PCs nutzen. Dabei werden die Notizen in einfachen Textdaten abgelegt, die sich zur Not auch mit einem Smartphone lesen lassen.

springseed
Das Programmfenster von Springseed: simpel und effizient

Springseed verwendet ein minimalistisches Design. Dies trägt zu ihrer schnellen und einfachen Verwendbarkeit des Programms bei. Man benötigt keine Lernzeit. Das größenveränderbare App-Fenster hat drei Anzeigebereiche. Die extreme Linke Spalte listet alle vorhandenen Notizbücher („Notebooks“). Der mittlere Bereich zeigt eine Liste der Notizen für das ausgewählte Notebook. Die äußere rechte Bereich zeigt die ausgewählte Notiz. Die dunkel gehaltene Seitenleiste verwendet eine große Typografie, die ganze App modernes „flat“-Design. Springseed setzt dezente farbliche Akzente im Editor-Fenster und hat nur wenige, kontrastreiche Symbole.

Minimalistisches Design und Konzentration auf das Eigentliche

Das minimalistische Design erweist sich als sehr effektiv. Springseed speichert neue Notizen ganz automatisch – es gibt keinen „Speichern“-Knopf. Die Benutzeroberfläche hat überhaupt keine Menüs, keine Symbol-Reihe mit Funktionen und auch keine Rechtsklick-Optionen. Trotzdem (oder gerade deswegen) kann man flüssig damit arbeiten.

Dank Markdown ist es einfach, Text in Springseed rudimentär zu bearbeiten und zu formatieren. Ein vorangestelltes „#“ macht bespielsweise aus einer Zeile eine Überschrift. Zwei Leerzeichen und ein „*“ beginnen eine Aufzählung, ein Doppel „**“ formatiert den Text fett. Diese Markdown-Auszeichnungen kann man schnell lernen und behindern den Textfluss nicht.

springseed-dropbox-sync
Springseed lässt sich mit Dropbox verzahnen und kann so die Notizen auf anderen Geräten bereitstellen.

Über einer Notiz werden lediglich drei Symbole angezeigt: das Bleistift- oder Schloss-Symbol ist abhängig vom verwendeten Modus, das Stift-Symbol z.B. verlässt den standardmäßig aktiven Viewer-Modus und lädt die Edit-Modus.

Der Edit-Modus zeigt alle MarkDown-Symbole in unformatierter Textanzeige. Der Viewer-Modus zeigt das formatierte Ergebnis.

Ein „Pfeil nach rechts“-Symbol öffnet eine rot umrandete Dialogbox, hier kann man die letzte Textänderung rückgängig machen. Das Papierkorb-Symbol löscht eine Notiz.

Und das war es auch schon an symbolgestützten Funktionen.

Ausblick

Warum solch ein minimalistisches Design und so puristische, wenige Funktionen? Der Programm-Autor Harker glaubt, dass Einfachheit eine Kunst ist. „Wenn das Programm einfach und leicht zu bedienen ist, wird es auch Spaß machen, und das ist mein Hauptaugenmerk”, sagte Harker Linuxinsider.

Harker plant, für kommende Springseed-Versionen sein minimalistisches Design beizubehalten, möchte aber dennoch ein paar mehr Features in die nächsten Versionen einbauen.

Das sind z.B. die Bereitstellung von mehr Sync-Services, owncloud etwa. Er möchte auch einen nativen Android-Client programmieren. Man darf also gespannt sein, wie die Entwicklung weitergeht.

Was mir persönlich momentan fehlt, ist vor allem eine Suchfunktion. Bei umfangreichen Notizsammlungen wird das Programm leider auch schnell unübersichtlich. Wünschenswert wären auch Clients für Windows und MacOS. Außerdem ist auch diese Notizbuch-App nur in englischer Sprache verfügbar. Dies fällt jedoch für mich angesichts des Fehlens eines normalen Menus und diverser Einstellungen und Optionen nicht so gravierend ins Gewicht.

Springseed ist ein gutes Beispiel für eine Linux-Anwendung, die ein super Werkzeug für nur eine einfache Aufgabe bereitstellt – Unix-Programmphilosophie pur sozusagen. Das Notizprogramm ist OpenSource, veröffentlicht unter der MIT license.

Homepage des Projekts: http://getspringseed.com

Ulrich Berens

Mein Name ist Ulrich Berens, ich bin einer der Gründer von LUKi. Nicht nur privat, sondern auch dienstlich benutze ich seit 1998 Linux und beweise damit, dass sich Linux in einem kirchlichen Büro problemlos einsetzen lässt. Auf Mastodon bin ich als @infoleck@kirche.social unterwegs. Mein privater Blog findet sich unter: www.berens.net und mein Fotoblog unter: www.ulrich-berens.de. Berufliches findet sich unter familienseelsorge.de. Außerdem bin ich bei meiner lokalen Freifunk-Community aktiv.

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