Projekt LibreChurch – Vorstellung

Hintergrund des LibreChurch-Projektes, Kölner Kirchtürme, grün eingefärbt

Wie kam es zu dem Projekt?

Ende 2017 setzten sich einige LUKis zusammen und begannen Pläne zu schmieden. Ausgangspunkt war die Beobachtung, dass insbesondere unter den LUKis viel Freie und Offene Software für die Arbeit im kirchlichen Gemeindealltag genutzt wird. Diese Lösungen sind aber über etablierte Suchmaschinen nicht ohne weiteres zu finden, wenn man nicht weiß, wonach man suchen muss (z.B. eher nach Stichworten wie Cloudspeicher, CMS und CRM und nicht nach „IT-Lösung für die Kirchengemeinde“). Wenn man geeignete Lösungen gefunden hat (die es durchaus gibt), fehlen dann oftmals Geld und Expertise, um diese Lösungen zu betreiben und Anwender_innen zu schulen.

Die Idee des neuen Projektes ist es, hier Abhilfe zu schaffen. In Zeiten von Web-, Cloud- und mobilen Anwendungen wollen wir zeigen, wie Freie Software auch jenseits des Linux-Desktops genutzt werden kann, um unabhängiger und effektiver zu arbeiten und zu kommunizieren. (Übrigens: Linux läuft heute – eher unbemerkt – in einem Großteil der Cloudserver und mobilen Geräte.)

Worum geht es? Vorhaben und Ziele

Screenshot der Projekthomepage librechurch.org

Im Laufe des Jahres 2018 haben wir abgewogen, was technisch und organisatorisch für einen kleinen Verein wie den LUKi e.V. machbar ist. Herausgekommen ist der Gedanke, dass wir in einem Modellprojekt an ausgewählten Beispielen und Softwarekomponenten ausprobieren, lernen, zeigen und dokumentieren, was im kirchlichen Bereich mit Freier Software möglich ist. Dabei arbeiten wir agil und gehen von unseren eigenen Anforderungen im Verein und Projektteam aus. Die Grundzüge dieses Konzepts sind auf der Projekthomepage dargestellt.

Die Ergebnisse der Umsetzung des Modellprojekts werden nun, mit der Inbetriebnahme von Mastodon, sukzessive dokumentiert. Natürlich unter einer Freien Lizenz, damit andere (Personen und Gemeinden) die Anwendung und Übertragung des Modells für sich leicht nachvollziehen können. Dabei geht es perspektivisch auch darum, ein Netzwerk von Institutionen und Firmen zu bilden, die Gemeinden langfristig und nachhaltig bei ihrer digitalen Arbeit begleiten können.

Was steht als nächstes an?

Schon in der Konzeptionierungsphase des vergangenen Jahres hat sich gezeigt, dass ein wesentlicher Teil der Arbeit in der Ausarbeitung der (datenschutz-)rechtlichen Bedingungen und Dokumente liegen wird. Diese Bedingungen sollen in den nächsten Monaten erst einmal für den Verein und später dann auch bezogen auf kirchliches Datenschutzrecht genauer ausgearbeitet werden.

Wir werden dazu auf der Projekthomepage ergänzen, dass wir besonders noch Datenschutzexperten und Juristinnen suchen, die uns dabei unterstützen.

Eine besondere datenschutzrechtliche Herausforderung ist hier für uns, dass wir Wert auf dezentrale Systeme legen: Sie spiegeln die Funktionsweise des Internets wieder, wie es ursprünglich gedacht war (vor der Dominanz von Großkonzernen). Und sie entsprechen unserer Meinung nach auch dem Wesen des Christentums und der allerersten Gemeinden, wie wir sie im Neuen Testament finden: Auf der ganzen Welt verteilt gibt es Knotenpunkte, die untereinander über Kommunikationsmittel (Boten und Briefe und deren Kopien) in Kontakt sind und gleichberechtigt miteinander agieren und glauben. Dezentrale Systeme sind aber schwieriger zu kontrollieren – u.E. ein Vorteil, der es aus datenschutzrechtlicher Sicht aber etwas komplizierter macht.

Der Verlauf des Projektes wird hier im Blog und mit dem Mastodon-Account @librechurch@kirche.social dokumentiert. Die Ergebnisse werden später auch auf einer eigenen Dokumentationsplattform gesichert.

Zum Mitmachen (auch einfach nur zum Austausch via Mattermost-Chat) ist jede und jeder herzlich eingeladen. Kontaktiert uns oder tretet dem LUKi bei, um das Projekt zu unterstützen.

Johannes Brakensiek

Lebt mit seiner Familie in Duisburg-Walsum, ist Pfarrer und Freund von Freiheit, Transparenz, Nachhaltigkeit und Allgemeinnützigkeit. Auch bei Software. Das hätte vermutlich schon der Apostel Paulus so gehalten: "Christus hat uns befreit, damit wir endgültig frei sind." Gal. 5,1

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2 Kommentare zu “Projekt LibreChurch – Vorstellung

  1. Ein kleiner Erfahrungsbericht zum Einsatz einer Komponente von LibreChurch

    LibreChurch ist als Projekt für mich attraktiv. Als ich – Pfarrer der Diözese Rottenburg-Stuttgart in einer Seelsorgeeinheit mit 2 Gemeinden, gut 5700 Mitgliedern, einem größeren Kindergarten mit 95 Plätzen inklusive Familienzentrum – auf diese Initiative aufmerksam wurde, war für mich schnell klar, ich könnte ein Unterstützer sein. Also jemand, der einen Teil der Möglichkeiten von LibreChurch nutzt und so auch testet. Wir brauchten in unseren Gemeinden gerade eine Möglichkeit, unsere Abläufe bewusster zu gestalten. Die wachsende Sensibilität für den Datenschutz erzwingt konkrete Veränderungen in bestehenden Abläufen. Das Projekt LibreChurch kann in dieser Veränderungs-Zeit der lokalen Kirche helfen, mit diesen Herausforderungen umzugehen. Veränderungen kommen ja von unterschiedlichen Seiten – Digitalisierung, Migration, Demographischer Wandel, …

    Das von LUKi selbst genutzte Chat-system ist Teil von LibreChurch und ermöglicht für eine Ablaufdokumentation viel. Auf Anfrage hat mir das LibreChurch Projekt für uns ein Team eingerichtet. So können wir die Kommunikation zu bestimmten Themen bündeln. Das hilft mir sehr bei den Aufgaben in der Gemeindeleitung. Wir selber können die Personen, die mitgestalten, unkompliziert zu den jeweiligen Themenbereichen einladen.

    Die digitale Infrastruktur einer größeren Institution ist meist in einer oft sehr vielfältigen, gewachsenen Form vorhanden. In meinem Fall, Katholische Kirche in Württemberg, hat in der Vergangenheit das Bistum Einfluss genommen und Schlüsselapplikationen zur Verfügung gestellt, die dann weitere Entscheidungen nahelegen. Aktuell wird einiges ins Netz verlagert und ist dann nur über ein Intranet zugänglich. Um auf der sicheren Seite zu sein, müssen alle hauptberuflichen Dienste sich ins Intranet einbinden. Damit sind viele Fragen zentral gelöst. Email außerhalb dieses Intranets ist kein passender Kommunikationsweg und die Gemeinden müssen zu größeren Teilen selber sorgen, wie sie ihre Abläufe gestalten, gerade wenn sie auf eine größere und unkomplizierte Partizipation setzen.

    Als Fan von kleinen Schritten bei einer Veränderung bin ich dankbar, dass nun mit Mattermost über LUKi Erfahrungen mit FLOSS auf die Ebene der Gemeindeteams multipliziert werden können.
    Die Sinnhaftigkeit dieser Anwendung erschließt sich den Teammitgliedern unmittelbar.

    Es gibt weniger Doppelarbeit bei Beratungen, da sichtbarer und zugänglicher ist, was schon mal beraten und entschieden wurde. Der Datenschutz ist gewährleistet. Eine zeitliche Entkopplung von Beiträgen zu Beratungsprozessen kommt den unterschiedlichen Rhythmen, die es durch die sehr vielfältigen Kontexte in so einem System gibt, entgegen.

    Das Einrichten eines Teams ging schnell – der erste Test zeigte, es funktioniert in und außerhalb des Intranets. Das war für uns ein wesentliches Kriterium. Und nun nutzen wir diese Unterstützung für unsere Ablauforganisation seit einem guten halben Jahr. Die meisten Teammitglieder konnten sich gut an dieses Werkzeug gewöhnen.

    Wobei es natürlich typische Herausforderungen beim Einführen von Neuerungen gibt. Ist das Ganze …? wird dann gefragt. Wie in jedem Veränderungsprozess gibt es Innovatoren, Early Adopters und weitere Gruppen. Diese Menschen brauchen Zeit, um das Neue zu ergreifen. Und natürlich Erfahrungen, dass diese Art und Weise miteinander die Arbeit zu gestalten, etwas bringt.

    Besonders bei jährlich wiederkehrenden Aktivitäten, von denen es im Leben einer Kirchengemeinde einige gibt, verspreche ich mir durch dieses Werkzeug eine spürbare Effizienzsteigerung. Nicht umsonst nutzen viele Firmen ähnliche Werkzeuge.

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